Alles hat seine Zeit
Vor mehreren Jahren als „Testballon“ gestartet, erfreut sich die Andacht am Silvesterabend um 22 Uhr in der Schollener Kircher eines steigenden Besucherinteresses. Zwischen leckerem Silvesteressen und dem Einläuten des Neuen Jahres möchte die halbe Stunde in der Kirche allen eine kurze Besinnungspause anbieten.
Wer sich nicht zum ersten Mal auf den Weg machte, konnte es sich wohl schon denken: auch Max war wieder mit von der Partie. Der kleine Holzengel wohnt auf dem mittleren Brett eines Regals. Von dort aus hat er einen guten Überblick und kennt sich aus mit dem Erzengel Gabriel und was sonst noch so anliegt. Eingerahmt wurde die Andacht von kurzweiliger Orgel- und Klaviermusik. Es ging um das Thema Zeit und wie wir sie füllen. Von Albert Einstein bis zur Ewigkeit Gottes war für jeden etwas dabei.
Das Gebet zum Abschluss, wird wohl so manchem aus dem Herzen gesprochen haben:
Ewiger Gott, unser liebender Vater,
am Ende dieses Jahres kommen wir noch einmal zu dir und legen dir alles vor die Füße, was uns bewegt. Wir danken dir für alles, was in diesem Jahr gelungen ist, so selbstverständlich da war oder wir ganz unverhofft geschenkt bekamen. Danke für alle, die uns begleitet haben, uns geholfen haben, uns ertragen haben.
Wir klagen vor Dir über unsere Hilflosigkeit angesichts des unberechenbar gewordenen Wetters und dessen verheerende Auswirkungen. Danke für alle, die sich seit den Feiertagen Tag und Nacht gegen das Hochwasser stemmen. Danke für alle, die Gesundheitsfürsorge und Warentransporte aufrecht erhalten.
Wir beklagen die Ratlosigkeit der Entscheidungsträger auf allen Ebenen unserer Gesellschaft angesichts der Rücksichtslosigkeit, Respektlosigkeit und brutalen Gewalt gegen Bürger und Sicherheitskräfte. Danke für alle, die unter Einsatz ihres Lebens unser Land beschützen.
Wir bringen vor dich, wo wir uns selbst zur Last geworden sind. Hilf uns, unsere Beziehungen und Familien zusammen zu halten. Hilf heilen, wo wir schuldig geworden sind.
Wir trauern um Menschen, die uns lieb waren und nun vermissen müssen.
Wir kommen so schwer darüber hinweg. Ergreife unser Herz und erfülle es mit Zuversicht, damit wir daran nicht zerbrechen.
Herr, wir wissen, alles hat seine Zeit. Dazu gehören Tod und Leben, Weinen und lachen, Zerstören und Aufbau, Verlieren und Finden. Ein neues Jahr liegt vor uns. Wir bringen dir besonders unsere Sorgen und Befürchtungen. Ersetze sie durch Hoffnung und Vertrauen auf dich. Erinnere uns immer wieder daran, dass du dein Wort gegeben hast, unser guter Hirte zu sein.
Herr, unsere Zeit steht in deinen Händen: unsere Lebenszeit und die gesamte Weltzeit. Wir bitten dich, wecke uns Herz und Verstand für gute Worte und Ideen. Stärke unsere Hände für Werke, die du von uns getan haben willst.
Amen
Konzeption und Text: Gudrun Willenbockel, 2023
Foto: Sebastian Engel